Diabetes mellitus - Zuckerkrankheit *
Bei Diabetes mellitus handelt
es sich um eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen.
Betroffen ist in erster Linie der Zuckerstoffwechsel.
Zur Erkrankung kommt es, wenn die Funktion des Hormons
Insulin, das eine zentrale Rolle in der Regulation des
Zuckerstoffwechsels hat, beeinträchtigt ist. Dies
resultiert in einem erhöhten Blutzuckerspiegel.
Für die Diagnosesicherung sind Blutabnahmen notwendig.
Bei Erwachsenen gilt ein insgesamt zweimal (bei Gelegenheit
und nüchtern) gemessener Blutzuckerwert von über
7 Millimol pro Liter (mmol/l) bzw. 126 Milligramm pro
Deziliter (mg/dl) im venösen Blutplasma als pathologisch
[1]. Als physiologisch gelten Blutzuckerwerte zwischen
5,0-6,1 mmol/l bzw. 90-110 mg/dl [2].
Die im Unterschied zum Begriff "Zuckerkrankheit"
ungebräuchliche, aber korrekte Übersetzung
für Diabetes mellitus, nämlich "honigsüßer
Durchfluss", ist auf die im 17.Jahrhundert zur
Diagnosestellung genutzte geschmackliche Charakterisierung
des Urins zurückzuführen [3]. Der durch Filtration
des Blutes in den Nieren entstehende Urin enthält
bei unbehandelter, fortgeschrittener Erkrankung größere
Mengen Zucker und schmeckt dadurch "honigsüß".
Durch den erhöhten Zuckergehalt im Urin wird auch
vermehrt Wasser ausgeschwemmt. Dieses als osmotische
Diurese bezeichnete Phänomen ist für zwei
Leitsymptome des Diabetes mellitus verantwortlich: Polyurie,
also vermehrtes Wasserlassen, und als Reaktion auf den
verstärkten Wasserverlust auch verstärktes
Durstgefühl und vermehrtes Trinken, medizinisch
Polydipsie genannt.
Diabeteserkrankungen werden in vier Hauptgruppen eingeteilt:
Typ1 - Diabetes, Typ2 - Diabetes, Schwangerschaftsdiabetes
und die Gruppe der selteneren Diabetesformen. Weltweit
waren im Jahr 2006 insgesamt 246 Millionen Menschen,
d.h. 6% der Weltbevölkerung an Diabetes erkrankt.
Bis zum Jahr 2025 rechnet man sogar mit einem Anstieg
auf 380 Millionen (7,3%) [4].
Bei der häufigsten Diabetesform, dem Typ 2-
Diabetes, steht ein vermindertes Ansprechen auf
Insulin und ein im Verhältnis zum hohen Blutzuckerspiegel
relativ niedriger Insulinspiegel im Vordergrund. Man
spricht deshalb im Zusammenhang mit Typ 2-Diabetes von
Insulin-Resistenz und relativem Insulinmangel. Bei Typ
1- Diabetes steht eine stark herabgesetzte oder
gänzlich erloschene Insulinproduktion im Vordergrund,
weshalb man von absolutem Insulinmangel spricht.
Insulin vermittelt den Eintritt des Zuckermoleküls
Glukose in viele Typen von Körperzellen und führt
somit zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels. So wird
beispielsweise in der Skelettmuskulatur Glukose nach
insulinvermittelter Aufnahme zur Energiegewinnung weiter
verstoffwechselt, wodurch körperliche Anstrengungen
ermöglicht werden.
Ursächlich für das Entstehen
und den starken Anstieg von Diabeteserkrankungen sind
nach heutigem Wissensstand sowohl genetische Faktoren
als auch Umweltfaktoren.
Die Hauptursache für Typ1- Diabetes ist neben genetischer
Vorbelastung oft eine autoimmun - also durch das eigene
Immunsystem - vermittelte Zerstörung der insulinproduzierenden
Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Typ 1 - Diabetes,
früher auch als Jugenddiabetes oder insulinabhängiger
Diabetes bezeichnet, tritt verstärkt im Alter von
ca. 10-15 Jahren auf und betrifft ca. 10 % der an Diabetes
Erkrankten. Die Gründe für die beobachtete
steigende Anzahl der Neuerkrankungen an Typ 1-Diabetes
sind wissenschaftlich nicht gesichert. Diskutiert wird
eine Rolle unserer hygienischen Lebensumstände,
durch die Kleinkinder immer weniger mit Mikroben in
Kontakt kommen. Dadurch ist es denkbar, dass das Immunsystem
beispielsweise als Folge einer Konfrontation mit bestimmten
Viren übermäßig viele Antikörper
bildet, die sich auch gegen körpereigenes Gewebe
richten (sogenannte Hygiene-Hypothese).
Typ 2 - Diabetes, früher auch Altersdiabetes oder
nicht-insulinabhängiger Diabetes genannt, betrifft
ca. 90 % der Erkrankten mit einem Altersgipfel bei ca.
50-60 Jahren. Er entsteht meist auf dem Boden eines
genetisch bedingten verminderten Ansprechens auf Insulin
(Insulin-Resistenz) und eines durch Bewegungsmangel
und Überernährung geprägten Lebensstils.
Im Unterschied zum
Typ 1 schreitet die Erkrankung oft langsamer voran und
verursacht erst später Symptome. Zwischen dem Auftreten
und der Diagnose eines Typ 2-Diabetes vergehen deshalb
nicht selten mehrere Jahre. Problematisch ist dies,
wenn zu diesem Zeitpunkt schon andere durch die Diabeteserkrankung
bedingte Organschäden bestehen, z.B. an den Nieren
(diabetische Nephropathie) oder Augen (diabetische Retinopathie).
Darüber hinaus kann sich im Verlauf einer Diabetes
Typ 2-Erkrankung der relative zu einem absoluten Insulinmangel
entwickeln. Die regelmäßige Feststellung
des aktuellen Entwicklungsstands der Erkrankung ist
also wichtig um die Therapie optimieren zu können.
[5]
Grundlage der Therapie ist die
Umstellung von Lebensgewohnheiten, falls diese das Voranschreiten
der Erkrankung begünstigen (z.B. Bewegungsmangel,
Überernährung). Des weiteren stehen Medikamente
zur Verfügung, sogenannte orale Antidiabetika,
die den Kohlenhydrat- und Insulinstoffwechsel an verschiedenen
Stellen beeinflussen. Welches Medikament Anwendung findet
hängt u.a. vom aktuellen Entwicklungsstand der
Erkrankung ab. Kommt im Rahmen eines Typ 1-Diabetes
oder im weiteren Verlauf eines Typ 2-Diabetes die körpereigene
Insulinproduktion zum Stillstand, wird der Einsatz von
Insulin erforderlich.
Hinsichtlich der Vorbeugung gegen das Entstehen und
Voranschreiten einer Diabeteserkrankung erscheint es
wichtig, seine eigenen Lebensgewohnheiten mit Blick
auf diabetesfördernde Faktoren zu analysieren und
entsprechend umzustellen. Gewichtsreduktion und Ernährungsanpassung
spielen hier eine zentrale Rolle.
[1] Kerner W, Brückel J, Böhm
BO. Definition,
Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus.
Oktober 2004. Scherbaum WA, Kiess W (Hrsg.): Evidenzbasierte
Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG).
[2] Wikipedia-Artikel "Blutzucker": http://de.wikipedia.org/wiki/Blutzucker
[3] Wikipedia-Artikel "Geschichte der Diabetologie":
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Diabetologie
[4] Wikipedia-Artikel "Diabetes mellitus":
http://de.wikipedia.org/wiki/Diabetes_Mellitus
[5] Renz-Polster, Krauzig: Basislehrbuch Innere Medizin,
S.851ff., 4.Auflage, Urban&Fischer 2008
Zugriff auf angegebene Internet-Quellen jeweils am
10.12.2009
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